Hände auf dem Bauch, die ein Herz bilden.

Folsäure: So wichtig ist sie für das erste Trimester

Folsäure ist ein wichtiger Nährstoff bei einem Kinderwunsch und besonders während der Schwangerschaft, vor allem im ersten Trimester (Frühschwangerschaft). Denn ein Mangel erhöht das Risiko für Fehlbildungen bei deinem ungeborenen Kind. Mit einer frühzeitigen Nahrungsergänzung kannst du das Risiko für Fehlbildungen senken.

Folsäure und Folat im Überblick

Folat ist ein wasserlösliches Vitamin, das auch unter der Bezeichnung Vitamin B9 bekannt ist. Dein Körper kann es nicht selbst bilden. Daher musst du es in ausreichenden Mengen zuführen. Folat kommt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vor (zum Beispiel in grünem Blattgemüse, grünem Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide). Während der Schwangerschaft ist dein Bedarf jedoch so hoch, dass du ihn über die natürlichen Lebensmittel kaum decken kannst. Fachleute empfehlen daher die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure – Folsäure ist die künstlich hergestellte Form von Folat.

Warum Folsäure im ersten Trimester so wichtig ist

Folat und Folsäure übernehmen bedeutende Funktionen im Körper. Sie unterstützen ihn unter anderem bei der Zellteilung, bei Wachstumsprozessen und der Bildung unseres Erbmaterials, der DNA. Besonders wichtig ist der Mikronährstoff für sich schnell teilende Zellen, wie etwa im Darm oder im Knochenmark.

Aber auch die Körperzellen deines ungeborenen Babys teilen sich rasch. Vor allem zu Beginn einer Schwangerschaft und im ersten Trimester (also in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten) spielt die ausreichende Versorgung mit Folat beziehungsweise Folsäure eine entscheidende Rolle. Denn in dieser Zeit bildet sich das sogenannte Neuralrohr. Aus dem Neuralrohr entstehen Gehirn und Rückenmark deines Babys. Damit sich beides normal entwickeln kann, muss sich das Neuralrohr bis zur vierten Schwangerschaftswoche vollständig schließen.

Folsäure im ersten Trimester: Wie sich ein Mangel auswirkt

Verschließt sich das Neuralrohr nicht vollständig, kann es zu einem sogenannten Neuralrohrdefekt kommen. Dabei handelt es sich um eine schwere Fehlbildung des Nervensystems. Mögliche Folgen sind Lähmungen, körperliche Einschränkungen und mitunter lebenslange Beeinträchtigungen.

Bei einem Folatmangel steigt zudem die Wahrscheinlichkeit für weitere Fehlbildungen und Schwangerschaftskomplikationen. Dazu gehört ein erhöhtes Risiko für ein geringes Geburtsgewicht, Wachstumsverzögerungen und angeborene Herzfehler. Auch das Risiko für eine Frühgeburt ist größer.

Neuralrohrdefekte: Risikofaktor Folatmangel

Verschiedene Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Neuralrohrdefekt bei deinem Baby zusätzlich. Dazu zählen neben einer genetischen Veranlagung beispielsweise ein schlechter Ernährungszustand der Mutter, Diabetes vor der Schwangerschaft, die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. gegen Epilepsie) in der Frühschwangerschaft oder eine frühere Schwangerschaft mit einem betroffenen Kind.

Umso wichtiger ist es, den häufigsten Risikofaktor – einen Folatmangel vor und in den ersten Wochen der Schwangerschaft – zu vermeiden. Die Einnahme von Folsäure vor und zu Beginn der Schwangerschaft kann das Risiko für Fehlbildungen am Rückenmark (= Neuralrohrdefekte) deutlich senken. Auch die Wahrscheinlichkeit für weitere gesundheitliche Probleme sinkt. Folsäure kann also dazu beitragen, dass sich dein Baby normal entwickelt.

Viele Frauen im ersten Trimester der Schwangerschaft sind mit Folsäure unterversorgt

Weltweit sind über vier Milliarden Menschen nicht ausreichend mit Folsäure beziehungsweise Folat versorgt. Das betrifft auch viele Frauen in Deutschland: Mehr als die Hälfte erreicht über die Nahrung nicht die täglich notwendige Folatmenge, die von Fachleuten empfohlen wird (300 Mikrogramm (μg) pro Tag). Besonders problematisch ist das bei schwangeren Frauen. Denn ein Folatmangel kann schwerwiegende Folgen fürs Kind haben, da das Vitamin benötigt wird, damit sich der Embryo normal entwickelt. Ihr Folatbedarf ist mit 550 Mikrogramm (μg) pro Tag deutlich erhöht. Auch später, in der Stillzeit, benötigen Frauen mit 450 Mikrogramm (μg) pro Tag mehr Folat als nicht schwangere Frauen. Um diesen Bedarf zu decken, ist die Nahrungsergänzung mit Folsäure vor und während des ersten Trimesters der Schwangerschaft so wichtig. Doch nur etwa drei von zehn Schwangeren nehmen die empfohlene Menge an Folsäure über Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Und das, obwohl Folsäure so elementar für die werdende Mutter und das Baby ist.

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Folsäure im ersten Trimester trotz ausgewogener Ernährung

Es ist kaum möglich, ausreichend Folat allein über die Nahrung aufzunehmen – selbst, wenn du ausgewogen isst. Du müsstest extrem große Mengen folatreicher Lebensmittel zu dir nehmen, um deinen Bedarf zu decken. Hinzu kommt: Das Vitamin ist sehr empfindlich und beim Kochen oder Lagern von Lebensmitteln geht viel davon verloren.

Bereits in der Frühschwangerschaft, also zu Beginn des ersten Trimesters, benötigt dein Körper eine ausreichende Menge an Folsäure, um die normale Entwicklung deines Kindes zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt weißt du aber vielleicht noch gar nicht, dass du schwanger bist. Daher ist es wichtig, dass du rechtzeitig an das Thema Folsäure denkst und dich bereits in der Planungsphase für dein Wunschkind dazu beraten lässt.

Wie viel Folsäure ist im ersten Trimester nötig?

Du solltest spätestens vier Wochen vor einer möglichen Schwangerschaft mit der Einnahme von täglich 400 Mikrogramm (μg) Folsäure (in Tablettenform) zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung beginnen. Wenn du schwanger wirst, setzt du die Einnahme bis zum Ende des dritten Schwangerschaftsmonats (12. Woche) fort. Die Empfehlungen einzuhalten, ist besonders wichtig für dich, wenn

  • du einen Kinderwunsch hast – auch wenn du „nur mal schaust, ob es klappt“.
  • du schon ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt bekommen hast.
  • du rauchst.
  • du eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hast.
  • du die Antibabypille aufgrund deines Kinderwunsches absetzen möchtest.
  • du weißt, dass du eine Genvariante hast, die die Umwandlung von Folsäure erschwert.

Sollten einer oder mehrere der oben genannten Punkte auf dich zutreffen, kann dein Bedarf an Folsäure erhöht sein. Lass dich am besten von deiner Ärztin oder deinem Arzt beraten, wie du deine Folsäureversorgung optimieren kannst. Du musst darüber hinaus keine Angst haben, dass du dir oder deinem ungeborenen Kind schadest, wenn du, wie empfohlen, Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure einnimmst. Die empfohlene Menge von 400 Mikrogramm (μg) Folsäure pro Tag vor und während der Frühschwangerschaft ist gesundheitlich unbedenklich für Mutter und Kind. Das ist wissenschaftlich belegt und kann nachweislich helfen, schweren Fehlbildungen bei deinem Baby vorzubeugen. Sprich am besten dennoch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin dazu.

Ab wann soll ich mit der Einnahme von Folsäure beginnen?

Beginne bereits mit der Einnahme von Folsäure, wenn du schwanger werden könntest oder möchtest: Der ideale Zeitpunkt ist spätestens vier Wochen vor einer möglichen Schwangerschaft, bestenfalls noch früher – zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung. Das kann helfen, einer Unterversorgung mit Folsäure vor und in den ersten Wochen der Schwangerschaft vorzubeugen. Ein Mangel ist der häufigste Risikofaktor für eine Fehlbildung des Nervensystems (= Neuralrohrdefekt). Deswegen solltest du ihn unbedingt vermeiden.

Wie lange soll ich Folsäure einnehmen?

Fachleute raten dazu, nicht nur spätestens vier Wochen vor einer möglichen Schwangerschaft mit der Einnahme von Folsäure zu beginnen, sondern diese auch bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche fortzusetzen. So sollte im ersten Trimester der Schwangerschaft ausreichend Folsäure im Körper vorhanden sein, um die in dieser Phase stattfindenden wichtigen Entwicklungsschritte deines Babys zu unterstützen.

Quellen:

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Ratschläge für die ärztliche Praxis: Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft. 2021. Verfügbar unter: https://www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf (letzter Zugriff: 04.07.2025)

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